Magdalenić, Bojana. (2011). Das mentale Lexikon. Diploma Thesis. Filozofski fakultet u Zagrebu, Department of German Language and Literature. [mentor Anđel, Maja].
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Abstract
Das mentale Lexikon ist eigentlich der Teil unseres Gedächtnisses, in dem die Wörter einer Sprache mental repräsentiert sind. Da sich die meisten Menschen ohne Probleme an Tausende von Wörtern erinnern, stellt sich hier die Frage, wie die Wörter in unserem Gehirn organisiert und gespeichert sind. Die Wörter müssen irgendwie organisiert sein, denn die Resultate der Untersuchungen sind verblüffend: ein durchschnittlicher Mensch (ein gebildeter Erwachsener) kennt mehr als fünfzig Tausend Wörter, die er auch weiß, wie, wann und in welchen Kontext zu benutzen. Auch die Zeit, die dieser Mensch braucht, die Wörter nach Bedarf abzurufen und auszusprechen, ist unglaublich kurz – weit unter einer Sekunde. Wir würden annehmen, dass das mentale Lexikon ähnlich wie das gedrückte Lexikon des Wissens oder wie das Wörterbuch, das wir durchblättern und lesen können, organisiert ist, also alphabetisch. Doch das kann nicht so einfach sein. Für die Organisation der Wörter im Kopf sind auch folgende Aspekte der Lautstruktur des Wortes entscheidend: der Auslaut, das Akzentmuster und der Vokal mit dem Hauptakzent. Eine wichtige Rolle spielt auch die Bedeutung des Wortes. Aitchison nennt die Tatsache, dass wir oft Wörter mit ähnlicher Bedeutung verwechseln, als Begründung dafür. Was die Anzahl der Wörter in unserem mentalen Lexikon angeht, sie ist unbegrenzt, weil wir imstande sind, unser Vokabular mit immer neuen Wörtern zu ergänzen, oder die Bedeutung oder die Aussprache schon bestehender Wörter zu ändern. Noch ein Unterschied zwischen dem Wörterbuch und unserem mentalen Lexikon liegt in der Möglichkeit des mentalen Lexikons, die Relationen zwischen Wörtern unbegrenzt zu speichern. Das mentale Lexikon beinhaltet auch Informationen über die syntaktischen Muster und darüber, welche Wörter selten, und welche oft verwendet werden. Aus diesem Grund führen die Wissenschaftler viele Experimente durch, um die Hinweise zu finden, die ihnen sagen würden, wie das mentale Lexikon so viele Wörter speichern kann, wie man beim Sprechen die gewünschten Wörter findet und welchen Zugriff man bei Bedarf auf sie hat. Diese Hinweise werden in vier Haupttypen geteilt: die Versprecher normaler Menschen und die Suche nach den Wörtern, Wortfindungsprobleme von Personen mit Sprachstörungen, psycholinguistische Experimente und Erkenntnisse der Sprachwissenschaft. So haben die Wissenschaftler festgestellt, dass für die Organisation der Wörter im Kopf folgende Aspekte der Lautstruktur des Wortes 32 entscheidend sind: der Auslaut, das Akzentmuster und der Vokal mit dem Hauptakzent und die Bedeutung des Wortes. Da die Struktur des mentalen Lexikons für uns immer noch unbekannt ist, so können die Wissenschaftler nur Modelle des mentalen Lexikons erstellen. Die Modelle gelten als Kopien der Originale, und obwohl sie sich von dem Original wesentlich unterscheiden, beinhalten sie auch wichtige Merkmale des Originals. Für das mentale Lexikon haben die Wissenschaftler mehrere Modelle entwickelt. Aitchison beschreibt in ihrem Buch folgende Modelle, mit denen das mentale Lexikon vergleichbar sein könnte: mentale Landkarten (verglichen mit der Landkarte eines U-Bahnnetzes), Taubenschläge, Schatzkammern und Dachböden. Doch Aitchison meint, dass diese Metapher nicht gut genug sind, denn der Inhalt dieser Räume ist schwer zu organisieren. Der einzige Raum-Modell, der ungefähr das mentale Lexikon darstellen könnte, ist die Bibliothek. Die Bücher sind in der Bibliothek nach bestimmten Regeln geordnet und die Bibliotheken besitzen einen zentralen Katalog, in dem man Überblicksinformationen zu jedem Buch und die Hinweise, wo sich die bestimmten Bücher befinden, findet. Früher hatte man das Gehirn mit einer Telefonzentrale verglichen, heutzutage vergleicht man es mit dem Computer. Die Computermetapher könnte auch stimmen, denn der Computer kann eine größere Datenmenge sehr schnell speichern und auf Abruf wiederfinden, genauso wie das mentale Lexikon. Ich würde sagen, dass die Computer-Metapher am besten das mentale Lexikon darstellt, wobei der Computer eigentlich das Abbild des menschlichen Denkens ist. Schließlich hat der Mensch den Computer „erfunden“, sodass er seine eigene Denkweise in die Computer-Software hineingesteckt oder besser zu sagen, die Software ist die Abbildung der menschlichen Denkensweise. Der Mensch passt die Umgebung, die Welt um sich unbewusst an sich, beziehungsweise seiner Denkensart an. Vielleicht wäre nicht schlecht, wenn man das mentale Lexikon den menschlichen Erfindungen entsprechend erforschen würde, weil der Mensch diese Erfindungen so erschaffen hat, wie er es mit seinen Augen in der Natur, seiner Umgebung gesehen hat und auf welche Art und Weise er es verstanden und darüber nachgedacht hat. Als Beispiel für solche menschliche Erfindungen würde ich den Hubschrauber anführen. Das „Original“ oder das Vorbild dieser menschlichen Erfindung finden wir in der Natur – das wären ein Insekt oder der Ahornsamen. 33 Weitere Beispiele: das Flugzeug – der Vogel, die Brillenlinsen – die Linsen in den Augen von den Menschen und den Tieren. Der Computer „denkt“ auf menschliche Art und Weise, und physisch betrachtet funktioniert er gleich wie das menschliche Gehirn: die Nervenreize oder die Impulse sind durch das Nervensystem unterwegs, genauso sind auch die Stromimpulse durch die Stromkabel in dem Computer unterwegs. Beide Systeme funktionieren auf der Basis des Binärsystems: 0 = kein Strom, kein Reiz; 1 = der Strom fließt, der Reiz reist weiter. Da ich der Meinung bin, dass jede menschliche Erfindung ihren Ursprung in der Natur hat beziehungsweise eine Abbildung ist, von etwas, was schon in der Natur existiert, bin ich auch der Meinung, dass der Computer(-Software) eine Abbildung des mentalen Lexikons ist. Der einzige Argument, der dazu nicht passt wäre die begrenzte Datenmenge, die ein Festplattenlaufwerk aufnehmen kann. Doch die Computer-Technik wird immer weiter entwickelt und die Computer können immer mehr Daten speichern. Weiterhin würde ich sagen, dass wir in einem (längeren) Gespräch mit einer Person einen Einblick in den Reichtum oder die Armut ihres mentalen Lexikons gewinnen können. Ein noch besseres Beispiel ist das Spiel Tabu. Bei diesem Spiel geht es darum, seinen Mitspielern den gesuchten Begriff mit Wörtern zu beschreiben, dabei darf man auf der Spielkarte aufgeführte Wörter nicht verwenden. Am meisten sind das genau die Wörter, die dem gesuchten Begriff am nächsten sind und mit diesem Begriff am häufigsten verknüpft werden. Außerdem darf man sogar keine Wörter nennen, deren Wurzeln mit den Begriffen auf der Karte gemeinsam sind. Dieses Spiel ist ein hervorragendes Beispiel, an dem man am besten betrachten kann, wie das Netzwerk des mentalen Lexikon einer Person funktioniert. Es ist klar, dass unser mentales Lexikon unser gesamtes Wissen über die Sprache enthält, und zwar nicht nur das phonologische, artikulatorische, morphologische, syntaktische sowie das Wissen über die Bedeutung von Wörtern, sondern auch Informationen über die Rechtschreibung und motorische Befehle zum Schreiben und Artikulation der Laute (Wörter). Also, wir „wissen“ (mit Hilfe unterschiedlicher Tests) was alles das mentale Lexikon enthält und können daraus grob seine Struktur und seine innere Organisation erfassen. Aber die detaillierte Struktur und die Art und Weise, wie das mentale Lexikon funktioniert, sind für uns unbekannt, für einige auch mystisch.
Item Type: | Diploma Thesis |
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Subjects: | German language and literature |
Departments: | Department of German Language and Literature |
Supervisor: | Anđel, Maja |
Date Deposited: | 01 Feb 2012 09:11 |
Last Modified: | 09 Jul 2014 23:24 |
URI: | http://darhiv.ffzg.unizg.hr/id/eprint/1636 |
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